Ich war 16 Jahre alt als ich den ersten Kontakt mit Bienen hatte. Während meiner Lehrzeit wurde ich durch meinen Senior Lehrmeister an den Umgang mit Bienen herangeführt. Erst wurden Bienenkasten und Rähmchen in der Werkstatt gefertigt, neben der Hauptaufgabe Möbel zu bauen. Später durfte ich auch ins Bienenvolk blicken. Es faszinierte mich vom ersten Blick an, wie so kleine Tiere strukturiert und uneigennützig nur für ein Ziel arbeiten. Das Ziel gemeinsam mit kleinen Schritten Großes zu erreichen. Natürlich kommt irgendwann der ‚gemeine’ Imker und entwendet den fleißigen Bienen den so mühevoll gesammelten Honig. Bald musste ich auch die unangenehme und schmerzliche Seite des Imkers erleben.
Mein erster Bienenstich!
Dann ging ich auch zu den Imkerversammlungen mit und lernte so weitere Imker kennen, die anfänglich schon etwas komisch schauten, denn die meisten der Bienenliebhaber waren viel viel älter als ich und da ich lange Haare hatte, war ich bei den Alten immer für eine Scherz gut. Ich interessierte mich sehr für die Imkerei und wurde auch von meinen Senior Chef bei jeder Gelegenheit zum Mithelfen eingesetzt. Er hatte sehr viel Spaß mir die Imkerei nahezubringen, auch war es für ihn durch mein Interesse und meine Hilfe etwas entspannter. Er war ja nicht mehr der Jüngste. Es gibt ja immer was zu tun, ob Honig zu schleudern, mit den Bienen wandern oder das Equipment in Stand zu halten.
Bald trat ich dem Imkerverein in Sinsheim bei. Als eines Tages ein Schwarm unweit des Bienenstandes meines Chefs abging, gab er mir die Möglichkeit mein erstes Bienenvolk zu haben. Das Problem war nur, dass ich die Flüchtigen erst einmal vom Baum holen musste. Also zog ich den Imkerhut auf und machte mich mit einer langen Anlegeleiter in Richtung des ziemlich hohen Kirschbaum, wo die Bienchen sich sammelten. Ich hatte echt weiche Knie, da ich nicht wusste was auf mich zukam. Zuerst besprühte ich den Schwarm mit Wasser, hielt einen Fangkasten unter die Traube und mit einem Ruck gelang es mir den Schwarm in die Kiste zu schütteln. Am Abend hatten sich alle noch umherfliegenden Bienen in den Kasten verkrochen. So kam ich zu meinem ersten Bienenvolk! Bald war ich von dem Imkervirus infiziert, ich baute meine ersten Beuten selbst und war richtig stolz jetzt auch meine eigenen Bienen zu haben. Nach und nach erweiterte ich meine Bienenvölker, kaufte mir eine eigene Honigschleuder und hatte meinen eigenen Honig.
Auch Jahre nachdem ich schon selbstständig war und meine eigene Firma hatte besuchte ich regelmäßig die Imkerversammlungen, natürlich nahm ich auch immer meinen alten Chef mit. Immer wenn wir uns trafen waren natürlich nur die Gespräche über die Bienen am wichtigsten: neue Erkenntnisse, Tracht Vorausschau, Honigernte und Wandern. Selbst mit 90 Jahre nahm ich ihn und seine Bienen mit in den Schwarzwald ins oberen Gaistal.
Jeden Tag ein Löffel Honig und einen Apfel und du wirst 100 Jahre alt, das war sein Spruch und tatsächlich war er 102 Jahre alt als er starb.
Ich bin ja erst 59 Jahre alt und wenn das stimmt, habe ich noch lange viel Spaß mit meinen Bienen!